Mittwoch, 28. Januar 2009

Veränderung im organisierten Sport - Wie bringt man einen Tanker in Bewegung?

Vielleicht mit neuen Formen des Austauschs und der Kommunikation? Zumindest ist es einen Versuch wert.
Über 90.000 Sporvereine, zusammengeschlossen in mehr als tausend Sportverbänden und -bünden auf Kreis-, Bezirks-, Landes-, Regional- und Bundesebene - alles eigene Organisationseinheiten, überwiegend in Form rechtlich selbständiger e.V.s, basisdemokratisch aufgebaut - bilden den organisierten Sport in Deutschland ab.

Bei diesen Größenordnungen lässt sich leicht nachvollziehen, dass Meinungs- und Willensbildungsprozesse - insbesondere wenn sie sich über mehrere Ebenen erstrecken - ihre Zeit brauchen. Gleichzeitig wird deutlich, dass es für weiterreichende Veränderungen nicht genügt, punktuelle Akzente zu setzen, sondern dass eine breite Bewegung erforderlich ist: das Bild des großen Tankers vom organisierten Sport kommt eben nicht von ungefähr...

Dabei steht der organisierte Sport vor vielfältigen Herausforderungen, deren Bewältigung grundlegende Veränderungsprozesse erfordert:



  • Wertewandel (u.a. Individualisierung und kritischere Kosten-Nutzen-Kalkulation)
  • veränderte Freizeitgestaltung (u.a. steigende Anzahl an Freizeitangeboten, unklarer Zeitpunkt der Freizeit, Ganztagsschule und G 8)
  • Ausgaben für Freizeit und Sport
  • Demographischer Wandel:
    - Abnahme Geburtenrate
    - steigender Anteil älterer Menschen
    - Entwicklung Bevölkerungszahlen
    - Migranten
  • veränderte Anbieterstruktur
    - wachsende Anbieterzahl
    - größere Vielfalt der Anbieter (Vereine, Schulen, Volkshochschulen, Wohlfahrtsverbände, Reiseveranstalter, freie Gruppierungen etc.)
    - steigende Anzahl an Angeboten
    - stärkere Ausdifferenzierung der Angebote
  • veränderte Nachfragerstruktur
    - zunehmende soziale Vielfalt im Sport: Ausdehnung auf Gruppen, die bisher sportabstinent waren
    - Ausdehnung auf den gesamten Lebenszyklus
    - stärkere Bedeutung von Migranten


Zu diesen grundlegenden Herausforderungen kommen weitere Aspekte, die die Arbeit der Sportorganisationen beeinflussen:

  • rückläufige Finanzierung durch Zuschüsse und Fördermittel bei steigenden Betriebskosten
  • Probleme der Gewinnung ehrenamtlicher Mitarbeiter
  • gestiegene Komplexität in der Arbeit von Vereinen und Verbänden (neue Themen- und Aufgabenfelder)
  • gestiegene Anforderungen hinsichtlich Vorschriften, gesetzlichen Rahmenbedingungen, Auflagen etc.
  • verstärkte Zusammenarbeit mit Wirtschaftspartnern, höhere Qualitätsanforderungen, Professionalität
  • Strukturen und Satzungen bestehen seit Jahrzehnten und wurden seitdem nur punktuell angepasst und verändert

Dies alles deutet auf notwendige Transformationsprozesse hin. Ein breites Verständnis aber, wie solche Veränderungsprozesse gestaltet und gesteuert werden können, gibt es noch nicht. Vielmehr gibt es einzelne gute Beispiele, die wie hier zusammentragen wollen.

Wordle: Change im Sport


Welche eigenen Erfahrungen haben Sie mit Veränderungsprozessen im Sport gemacht? Welche Ansätze haben sich bewährt? Gibt es bereits Beispiele für die Nutzung des Internets als aktives Austauschmedium im Sport? Wir würden uns über Ihre Rückmeldungen und Ihre Gedanken zum Thema freuen!

4 Kommentare:

  1. "Auch ein langer Marsch beginnt mit einem einzigen Schritt." Ich bin sehr auf die Resonanz gespannt und freue mich schon jetzt auf viele Beiträge, Kommentare und Leser.

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  2. Hallo und guten Tag,

    auch ich möchte der Initiative an dieser Stelle viel Erfolg wünschen. Die oben genannten Herausforderunge können meiner Überzeugung nach nur in einer vertrauensvollen Zusammenarbeit mit allen Betroffenen gelöst werden und nicht durch Entscheidungen von oben nach unten.

    Das bedeutet auch, dass Konflikten nicht aus dem Weg gegangen werden darf und schwierige Gespräche bewusst geführt werden müssen.

    Ich bin sehr gespannt und wünsche mir, dass dieser Blog zu einem wichtigen Baustein für "Change im Sport" wird.

    Viele Grüße
    Dr. Joachim Simen

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  3. Guten Tag liebe Mitblogger (gibt es den Begriff?),
    es ist toll, dass die FA diese neue Entwicklung aufgreift. Wir brauchen neue Formen des Qualifizierungsangebots und neue Wege für Personen, die in Sportvereinen mitarbeiten, um an gewünschte Informationen zu gelangen. Und dabei dürfen wir uns nicht beschränken auf Vereinsführungen. Auch diejenigen, die den Sport gestalten (ÜL/Trainer), sind in diesem Zusammenhang eine wichtige Zielgruppe - und sicherlich auch auf Grund des niedrigeren Altersdurchschnitts oft offener für neue Wege, die technikgestützt sind.
    Claus Weingärtner

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  4. Deshalb heißt es ja auch "Führungs"-Akademie.
    In der aktiven Nutzung Neuer Medien macht die FA allen Sportorganisationen Mut, ebenfalls Blog-aktiv zu werden. - es lohnt sich!

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